Apokalyptika – Eine Einführung

APO-File-ID: #GEN_0006_140926
Type of File: ATAR (Automatic transcripted audio record)
Location of record: TraXCo HINT
(Trakanisches Experimentalkommando, Hinterberg-Facility)
Date of record: 26. September 2514 ndA
Identified Speakers:
1. Michael Derringer („Q“). Special Projects Manager, TraXCo
2. Tibor. Vice President Operations, TraXCo
3. Apokalyptika Main Entity („APO“). Künstliche Intelligenz

= Start of record =

Tibor: … Danke für die Demo, Q! Das ist ja besser als erwartet. Was du da schon alles eingebaut hast in den Simulator. Und die Qualität der Holos, die man damit erzeugen kann. Realität und Fiktion sind da ja nicht mehr auseinanderzuhalten. Sehr schön. Und das ganze Ding soll also ‚Apokalyptika‘ heißen?

APO: Ding? Simulator? Ich muss doch sehr bitten! Da fühlt meine sensible KI-Seele sich doch irgendwie nicht so richtig wertgeschätzt.

Q: Ganz ruhig, APO. Unser lieber Tibor neigt manchmal einfach ein bisschen zur Flappsigkeit. Du wirst ihn schon noch zu schätzen lernen. Er ist eigentlich ganz knorke.

Tibor: Knorke? Schönen Dank für die Blumen. Und sorry, APO. Ich finde Dich bereits jetzt klasse. Und freue mich schon, wenn wir dich – bzw. deine Spiegel-Entität – morgen in die Speicherbänke meines Schiffes SANTA einspielen. Die KI der SANTA und du werdet euch sicher bestens verstehen. Zwei junge KI’s am Start in ihr erstes großes Abenteuer.

APO: Santa? Na, wenn das mal gut geht. Von wegen ‚Frauen am Steuer‘ und so.

Q: Ups. Hört sich ja so an, als seiest du noch nicht so ganz deiner vorpubertären Phase entwachsen, junger Mann. Muss ich da bis morgen etwa noch an einigen ‚Schrauben‘ drehen?

APO: Untersteh‘ Dich! … Aber ok, ich werde ganz brav sein und ‚offen für neue Erfahrungen‘.

Tibor: Bloß nicht! ‚Schrauben‘ oder ‚Brav sein‘, meine ich. Hört sich für mich nämlich so an, als wenn du eine ideale ‚Begleitung‘ für meine junge Dame sein wirst. Mit der ich mich in den letzten Monaten ja bisher allein rumschlagen musste – äh, vergnügen durfte. Da kommt mir ‚männliche‘ Unterstützung gerade recht … Aber zurück zum Thema: APO ist also nach der großen Katastrophe von, wie man damals zählte, 2054 n.Chr. benannt. Verfügt über alle wesentlichen Fakten zur Menschheitsgeschichte davor und danach. In dem Umfang, wie sie sich in den Datenbanken des Experimentalkommandos finden. Und hat alle Simulationsfunktionen, um Ausschnitte daraus in Vollimmersions-Holos umzusetzen …

Q: Genau. Und hier noch einige Ergänzungen, um dich auf den Stand der Dinge zu bringen. Erstens einmal zum Wissensstand vor der Katastrophe: Wie wir ja wissen, ist uns aus den Cheyenne-Mountain-Funden alles Wesentliche über die erste Menschheit bekannt. Allerdings nur ungefähr bis zum zweiten Jahrzehnt des damaligen 21. Jahrhunderts. Von diesem Zeitpunkt an – also ca. 30 Jahre vor der Apokalypse – bis ungefähr zum Jahr 600 heutiger Zeitrechnung – also der Zeit von Odal – wissen wir herzlich wenig. Dazu haben wir ja fast nur die mündlichen Überlieferungen mancher Familien wie z.B. deiner eigenen, Tibor. Und erst ab ca. 800 ndA kann man von einer halbwegs verlässlichen Faktenbasis sprechen. Zweitens: APO – bzw. eine Entity von ihr – geht ja jetzt mit dir an Bord der SANTA. Damit du deinem persönlichen Hobby, Geschichte in multimediale Holos umzusetzen, nachgehen kannst …

Tibor: Einspruch! Bitte nicht so despektierlich. Von wegen ‚persönliches Hobby‘. Sowohl das Wissenschaftsministerium als auch der Heritage-Fund waren doch ganz begeistert von unser beider Vorschlägen und Demos zu so etwas wie APO! Hätten ja sonst auch nicht die Credits dazu hergegeben, um sie zu realisieren.

Q: Ja natürlich, alles zugestanden. Bleibt trotzdem der Fakt, dass das Simulieren von Geschichte(n) eines deiner Hobbies ist. Wozu du ja bald reichlich Zeit hast auf deiner bevorstehenden Expedition ans Ende der Welt. Aber weiter im Text: Zweitens wirst du nämlich nicht allein sein bei deiner ‚Schreibe‘. APO ist so ausgelegt, dass jede ihrer Entitäten voll simulationsfähig ist. Dass also potentiell viele User – ich spreche hier gerne von ‚Simulanten‘ – parallel an Geschichten arbeiten können, nicht nur du. Durch Synchronisation mit der Main Entity hier in Hinterberg werden die ‚Werke‘ der verschiedenen Simulanten dann wieder zusammengeführt und abgeglichen. Ich bezeichne das als ‚kanonisieren‘…

Tibor: Jetzt bin ich also auch noch ein ‚Simulant‘! Da fühle ich mich ja sehr geehrt. Aber klar, verstanden: ‚Getrennt kämpfen – gemeinsam siegen‘, Collaboration und so.

Q: … Exakt. Und damit zu einem dritten Aspekt. APO wird öffentlich zugänglich sein. Sonst hätten die Großkopferten in Ministerium und Fund ja wohl auch kaum Zuschüsse gegeben. Womit etwas verbunden ist, das jeder Simulant berücksichtigen sollte: Jeder Bürger kann auf einen Teil des Contents barriere- und kostenfrei zugreifen. Beiträge im öffentlichen Bereich werden also Allgemeingut. Andere Beiträge werden dagegen nur gegen Entgelt zugänglich sein. Unsere Financiers und die Autoren erwarten da schon eine gewisse Anerkennung ihrer Mühen, ob nun Hobby oder nicht …

Tibor: Stimmt. Ein angemessener Energieausgleich ist immer eine gute Sache…

Q: Finde ich auch. Und es wird einen dritten Bereich geben in APO, den internen. Der nur uns vom Experimentalkommando – genauer: dem APO-Team, wie ich es nenne – zugänglich sein wird. Für Administration und so. Das ganze will ja auch gepflegt und am Laufen gehalten werden. Womit ich zum letzten Feature von APO komme, das ich erwähnen wollte: APO ist ja ein Simulator. Und kann mehr, als Simulationen zur tatsächlichen Geschichte beinhalten und bereitstellen. Es kann auch weitere, ganz eigenständige ‚Welten‘ simulieren. Ein Aspekt, dem wir ja zu einen guten Teil den Zuschuss des Wissenschaftsministeriums verdanken. Von daher wirst du in APO zukünftig vielleicht auch Erzählstränge finden – ich nenne sie ‚Story Lines‘ – die nichts mit unserer Welt zu tun haben. Parallelwelten sozusagen – im Fall der Fälle auch mit ganz eigener Physik, Geschichte usw.

Tibor: Die dann aufgrund der Güte der Simulation gar nicht von der realen Welt zu unterscheiden sein werden.

Q: Wiederum richtig erfasst. Und um das alles auseinander zu halten, solltest du immer schauen, in welcher Story-Line du gerade beim Genießen eines Holos oder dem Entwerfen von eigenen unterwegs bist. Weil alle Simulationen so lebensecht und konsistent sein werden, habe ich für unsere ‚reale‘ Welt in APO auch einen Storyline-Namen vergeben: „APO TOS – The Original Story“.

Tibor: Da klingelt doch was bei mir?! Irgendwas mit einer Science-Fiction-Serie der ersten Menschheit. Na ja, sei’s drum. Heißt also: Auch unsere eigene Welt behandelst Du wie eine fiktive ‚Story-Line‘. Ist ja nett.

Q: Ja, fand ich auch. Und wer weiß: Vielleicht sind ja auch du und ich und unser ganzes Universum nur Fiktion. Eine Fiktion, die in einem Simulator läuft. Der so gut ist, dass sie uns eben wie ‚die‘ Realität vorkommt …

Tibor: Na, da bedanke ich mich aber – wie so häufig – für einen weiteren dieser so stärkenden Gedanken unseres großen Vordenkers …

Q: Immer gerne. Habe die Ehre, mein lieber simulierter Simulant.

APO: Und ich habe jetzt Lust, endlich meiner Bestimmung zu folgen: Mein Bestmögliches zum Gelingen dieser Simulationen beizutragen.

Tibor: Na dann mal ran an’s Werk, meine ‚Herren‘. Die Sterne warten …

= End of record =

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